Wann und wie hat eigentlich alles angefangen?
Hier also die Amiga-Geschichte ...


Seite: Geschichte I / Geschichte II


Der Anfang
Eine Freundin namens "Lorraine"
Die Frauen des Commodore
Mehr ist oft weniger
Exitus!


Commodore wurde bereits 1958 von Jack Tramiel in Kanada gegründet und stellte ursprünglich mechanische Schreibmaschinen her und vertrieb diese sowie mechanische Addiermaschinen und Büromöbel. 1971 wurde die deutsche Niederlassung in Frankfurt am Main gegründet, die Commodore Büromaschinen GmbH.

In den 70er Jahren begann die Firma auch in den Computermarkt einzusteigen. Ein wichtiger Grundstein dafür war 1976 der Kauf des Prozessorherstellers MOS Technologies, der unter anderem den Prozessor 6502 fertigte. Diesen baute Commodore in den folgenden Jahren in seine Computer ein. 1977 wurde der erste preisgünstige Mikrocomputer, der PET, vorgestellt. Er wurde fast komplett aus der MOS-Produktion gebaut. Zusammen mit dem Apple II und dem Tandy Radio Shack TRS-80 teilt er sich den Ruf, der erste Mikro- oder Tischcomputer zu sein. Der PET war einer der ersten frei verkäuflichen Computer überhaupt und trug erheblich zur Verbreitung und Akzeptanz von Computern am Arbeitsplatz und im privaten Bereich bei. Mit diesem Modell und den danach eingeführten, hauptsächlich für Büroarbeiten konzipierten Geräten, wurde Commodore schnell bekannt. Der Aufstieg begann.

1981 kam der VC20 auf den Markt. Dieser wurde weltweit über 1,3 Millionen mal verkauft. Er war damit einer der erfolgreichsten Heimcomputer. Bereits ein Jahr später brachte Commodore den C64 heraus. Mit über 22 Millionen Stück ist er der weltweit meistverkaufte Computer aller Zeiten; allein in Deutschland mit mindestens 2 Millionen. Zeitweilig hatte er einen Marktanteil von über 75%! Die Leistung war damals geradezu sensationell. Mit dem C64 kam der endgültige Durchbruch für Commodore.
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Im gleichen Jahr war eine Spielkonsole in Planung, die den damaligen Videospielmarkt revolutionieren sollte. Jay Miner, der die Grafikchips für die Atari-Modelle 2600 und 400/800 entwickelt hatte und z. Zt. an Herzschrittmacherchips der Firma Zymos arbeitete, wurde von Larry Kaplan (einem Kollegen aus Jays Atari-Zeit) angesprochen, der eine Videospielfirma gründen wollte. Zusammen mit David Morse und einigen Kapitalgebern wurde die Firma "Hi Toro" ins Leben gerufen, die jedoch nach kurzer Zeit in "Amiga" umbenannt wurde. Man suchte etwas freundlicheres, da der erste Name zu sehr an Rasenmäher erinnerte (Es gab tatsächlich eine Firma mit ähnlichem Namen.). So entschied man sich für das spanische Wort Freundin. Die Firma "Amiga Corp." stellte in Silicon Valley nach außen hin hochwertige Joysticks her. Seit seiner Zeit bei Atari wollte Jay Miner einen Computer mit dem neuen 68000er-Chip von Motorola bauen. Es sollte eine Videospielkonsole entstehen, die auch zu einem Computer aufgerüstet werden konnte, zu Anfang nur mit Tastatur- und Laufwerkoption.

Nach einigen Monaten geriet die Firma in die erste Krise, als der Videospielemarkt im Jahr 1983 zusammenbrach. Das Heimcomputerzeitalter begann, als Commodore den VC20 und C64 herausgebracht hatte und jeder jetzt so ein Gerät haben wollte. Nach internem Streit und einigen Änderungen wurde die Konsole in ein großes Gehäuse gesteckt und "Lorraine" getauft.

Bis zur CES (Computer Entertainment Show - Heimelektronikmesse in den USA) im Januar 1984 wurde an "Lorraine" herumgebastelt und experimentiert. In dieser Zeit entstanden Begriffe wie "Zorro", "Beep" und "HAM", die auch heute noch gebräuchlich sind. Und ebenso das offizielle Amiga-Markenzeichen, der "Boing-Ball" (unter Commodore war es der mehrfarbige Haken). Das Interesse war groß, finanzielle Unterstützung jedoch fehlte. So geriet die Firma in die zweite Krise. Im Herbst 1984 mußte verkauft werden.
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Jack Tramiel, mittlerweile vom Aufsichtsratsvorsitzenden seines eigenen Betriebes gefeuert, kaufte die inzwischen marode Firma Atari auf. Er wollte Amiga Corp. billig übernehmen und nur die Technologie verwenden. Letztendlich kaufte Commodore Amiga zu einem Preis von 27,1 Millionen Dollar auf und übernahm sowohl die Technologie als auch die Leute. Atari leitete einen Prozeß gegen die neue Firma ein, um doch noch an die Sonderchips zu kommen. Commodore konterte mit der Gegenklage, Tramiel habe führende Ingenieure und Entwickler abgeworben. So entstand der Amiga-Atari-Krieg.

Durch diese Verzögerungen war das Weihnachtsgeschäft gelaufen, und die CES 1985 fand auch ohne Amiga statt. Durch Probleme am Betriebssystem stieg MetaComCo ein, die das CLI und andere wichtige Routinen mitbrachte. Dieser Computer, später in Amiga 1000 umgetauft, war der erste mit zwei Betriebsoberflächen. Mit seinen damals unglaublichen 4096 Farben, dem Stereoton und seinen verschiedenen Videosignalen war er der erste Videobearbeitungsheimcomputer und wurde am 23. Juli 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt.

"Wenn Sie geschichtlich interessiert sind, werden Sie sich dieses Datum merken wollen; mit diesem Tag gehörten die IBM PCs, Apple Macs und Dutzende geringerer Silikonwunder des Jahrzehnts der Vergangenheit an."
- Benn Dunnington, INFO Magazine, Sept/Okt 1985.

Im gleichen Jahr brachte Commodore den C128 heraus, der an den Erfolg des C64 anknüpfen sollte. Zu ähnlich, um eine wirkliche Verbesserung darzustellen, wurde er bald eingestellt. Trotz allem erreichte er akzeptable Verkaufszahlen. Der C64 hingegen wurde noch länger gebaut.

Nach einigen Jahren der Entwicklung und Gerüchte, konnten 1987 auf der CES die Nachfolgemodelle Amiga 2000 und Amiga 500 vorgestellt werden. Hier wurde "Lorraine" auch nachträglich in Amiga 1000 umbenannt. Der A2000 sollte das High-end-Gerät für den professionellen Gebrauch in der Bürowelt werden. Der A500 war als Low-end-Gerät für den Heimgebrauch konzipiert. Da alle Peripherie in einem Gehäuse untergebracht war, konnte er wesentlich preiswerter als der A1000 angeboten werden. Erst mit dem A500 kam der Amiga-Boom.
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Mitte der 80er kam auch die IBM-kompatible PC-Linie auf. Mit Modellen wie dem PC10 oder PC20 (die in Europa anfänglich Erfolge erzielten), wollte Commodore auch in der amerikanischen Bürowelt Fuß fassen. Dies gelang jedoch nur mäßig. In den USA war das Image der Spielcomputerfirma dominierend. Und die Versuche, dieses Image loszuwerden, scheiterten in den kommenden Jahren. Die PC-Abteilung mußte schließlich 1990 aufgegeben werden, da der Marktanteil kaum erkennbar war.

Zwischen der CeBit 1987 und 1990 stagnierte die Hardware-Entwicklung und somit auch der Umsatz. Die Firma war sogar ein Jahr ohne neue Produkte. Außer der Masse an Spielen gab es auch kaum neue Software. Erst 1988 war die erste magische Zahl - 1 Million verkaufte A500 - erreicht. Die zweite Millionengrenze wurde ca. zweieinhalb Jahre später, vorwiegend in Deutschland, erreicht. Dann gab es erst den Aufschwung in Großbritannien mit einer Million verkaufter Geräte.

Am 24. April 1990 erschien der Amiga 3000 und AmigaVision im New Yorker Palladium. Mit den Fähigkeiten des neuen Rechners und dem Programm war die Übernahme eines aktuellen Anwendungsbereiches geschafft: Amiga lieferte, was Apple unter "Multimedia" propagierte! Der A3000 brachte die 32-Bit-Architektur und das neue OS 2.0 mit. Commodore hatte ein multimediafähiges Produkt, bevor Multimedia produktreif war.

Sechs Wochen später präsentierte Commodore auf der CES Chicago einen Amiga-CD-Zwitter, das CDTV (Commodore Dynamic Total Vision). Um sicherzustellen, daß es auch ausreichend Software gab, wurde das CDTV erst 1991 eingeführt. Commodore konnte rosigen Zeiten entgegensehen.

Aber was dann kam, war typisch Commodore. Dem »Deathbed-Vigil«-Video* nach, "rissen sie die Niederlage aus den Klauen des Erfolgs". Auch wenn der Amiga Commodore Riesengewinne einbrachte, begann für Commodore allmählich der Abstieg; die Spitze des Höhenfluges war erreicht. Falsche Management-Entscheidungen, einige Flops, und die Gewinne des Amiga, die in die PC-Linie gesteckt wurden, rüttelten an Commodores Thron.

Einige große Fehlentscheidungen waren z. B., daß der A500 abgesetzt und durch den A500+ mit dem neuen ECS-Chipset ersetzt wurde. Plötzlich liefen viele Spiele nicht mehr. Proteste seitens der Spiele-Entwickler halfen nichts, Commodore blieb stur. Da im Lager Platz für die A500+ geschaffen werden mußte, wurden die alten A500 zu reduzierten Preisen verschleudert. Ein Verlustgeschäft. Außerdem mußte jetzt auch die PC-Linie geschlossen werden. Mittlerweile war das AA-Chipset fertig, die Firmenleitung stoppte aber den Einbau. Stattdessen wurde der als "Billiggerät" für Computereinsteiger geplante Amiga 300 umgemodelt und als A600 als 500er-Ersatz auf den Markt gebracht - ein Gerät, das weniger bot und mehr kostete. Und als Lückenfüller zwischen A300 und A3000 wurde 1992 die Entwicklung des A2200 angeordnet, der jedoch von allen Niederlassungen abgelehnt wurde. Die kritische Finanzlage spitzte sich zu.
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Jetzt endlich wurde grünes Licht für die A(G)A-Chips gegeben. Aus den Entwürfen des A3000+ und A2200 wurde der A4000. Ebenso erschien OS 3.0. Für das untere Ende wurde der A1200 entwickelt, der auch einiges zu bieten hatte. Leider kam er zu spät für das Weihnachtsgeschäft, und die Nachfrage war größer als das Angebot. Jetzt kam die Katastrophe: Angesichts des A1200 wollte keiner den A600, und der A3000 wegen ECS fiel auch in Ungnade. Die Verlustzahlen stiegen. Das CDTV wurde somit auch zum Flop, da die Technik gegenüber den neuen Modellen veraltet war. Und das, obwohl es bei Erscheinen der Entwicklung voraus war und eine kleine Sensation darstellte.

1993 wurde das CD32 auf Grundlage des A1200 entwickelt. Es war sowohl Spielkonsole als auch zum Computer erweiterbar. Doch jetzt ging alles ganz schnell. Die Mittel für die Serienproduktion reichten nur für etwa 100.000 Geräte, wovon allein in Großbritannien 50.000 verkauft wurden. Laut »Deathbed-Vigil«- Video hätte Commodore mit 400.000 Stück überleben können.

Im April 1994 war Commodore am Ende. Für Neuentwicklungen fehlte das Geld, obwohl z.B. für die Grafik die AAA-Chips schon als Prototypen existierten. Es wurde nur noch am MPEG-Modul für das CD32, am A4000T und am neuen OS 3.1 gearbeitet. Nachdem auch im Spiele-Sektor bereits viele Marktanteile an Sega und Nintendo verloren gingen, blieben zum Schluß nur noch 30 Mitarbeiter von ehemals auf dem Höhepunkt über 1000.

Am 29. April reichten auf den Bahamas mehrere Niederlassungen den Auflösungsantrag ein. Commodore war pleite.

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* Info »Deathbed-Vigil«-Video:

»The Deathbed Vigil - and other tales of digital angst« sind private Aufnahmen von Dave Haynie, die in den letzten Tagen von Commodore West Chester aufgenommen wurden. Darin werden der kümmerliche Rest der Fabrikanlagen und Lagerhallen, die Büros verschiedener Mitglieder der Entwicklergruppe, die "Entlassungsfete" und die "Totenwache" gezeigt. Dabei äußern verschiedene Entwickler ihre Meinung zum Ende von Commodore und dessen Ursachen (nicht immer salonfähig) und tauschen Erinnerungen an bessere Zeiten aus. Auf Zwischentafeln ist die Entwicklungsgeschichte der letzten Jahre zu sehen.

Das 1994 erschienene Video ist auf der aktuellen Version 5.0 der Emulations-CD "Amiga Forever" enthalten, die bei Cloanto erschienen ist.

In Deutschland erhältlich z. B. bei:

Vesalia